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Zeitzeuginnenbesuch Lucia Heilman an der HTL Perg

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Am 18. März 2024 besuchte die Zeitzeugin Lucia Heilman über ein Online Meeting die HTL Perg. Frau Heilman wurde 1929 in Wien als Jüdin geboren und erlebte die Machtergreifung des NS-Regimes 1938 hautnah mit. In ihrer Erzählung schilderte sie unseren Schülerinnen und Schülern wie sich die Welt um sie herum zu verändern begann und wie sie und ihre Familie langsam alle Bürgerrechte verloren. Zunächst wurden Vermögen konfisziert, später wurden jüdische Familien aus ihren Wohnungen vertrieben und mussten sich auf der Straße durch den sogenannten „Judenstern“ kennzeichnen. Besonders eindrücklich beschrieb sie ihren Ausschluss aus der Schule, die sie aufgrund der rassistischen NS-Ideologie nicht mehr besuchen durfte.
Nachdem ihr Großvater in ein Konzentrationslager deportiert wurde und dort verstarb, bzw. die ersten Juden abtransportiert wurden, tauchten Lucia und ihre Mutter Regina unter. Reinhold Duschka, ein Freund ihres Vaters, versteckte die beiden bis Kriegsende in seiner Werkstatt in der Mollardgasse in Mariahilf. Als das Haus zerbombt wurde, verbarg der Kunsthandwerker die beiden Frauen in einem Kellerabteil unser einem anderen Geschäftslokal.
Lucia Heilman berichtet besonders über die Beengtheit ihrer Kindheit und die ständige Angst vor einer Entdeckung, die ihren Tod bedeutet hätte. Sie ging auch darauf ein, wie sie aktuelle politische Tendenzen empfindet und wie ihr der Rechtsruck bzw. die Terroranschläge der Hammas in Israel bzw. die politischen Reaktionen darauf Sorgen bereiten.
Organisiert werden Zeitzeugenbesuche über erinnern.at, einem Programm des OEAD und sind für alle Schultypen möglich. Lucia Heilman ist eine der letzten Zeuginnen, die als Kind die Zeit des NS-Regimes von 1938 bis 1945 erlebt haben und mit ihrem fortwährenden Engagement an Schulen dafür sorgen, die Erinnerung wach zu halten und einer gesellschaftlichen Radikalisierung entgegenzuwirken und an die Menschlichkeit aller zu appellieren. Das Unrecht, dass Lucia Heilmans Familie, Freunden und den zahlreichen Opfern der NS-Regierung widerfahren ist, kann nicht entschuldigt werden, es ist aber die Pflicht aller Bildungsinstitutionen sich gegen jedwede Angriffe auf die Menschenrechte und auf die demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft zu positionieren.
Die Schülerinnen und Schüler bekamen einen Eindruck davon, was Unmenschlichkeit für Einzelne bedeuten kann, und dass die Entscheidung zur Humanität täglich neu getroffen und konsequent gelebt werden muss. Wir danken Lucia Heilman für ihre Bereitschaft ihre Geschichte zu teilen und uns ein Lernen aus ihrer Biografie zu ermöglichen.

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